Osterreise mit der MS Lofoten 16.-22. April 2019

16. April 2019 - Abfahrt Bergen

.... deshalb dachte ich mir, ich mach, bevor die alte Lady aus dem Rennen geht, auch mal eine Reise im Frühjahr. Ostern bot sich dieses Jahr an, da der Abfahrtstermin günstig lag und ich mit 2 Urlaubstagen (in Norwegen ist schon am Gründonnerstag frei) von Bergen nach Kirkenes fahren konnte. Ich flog von Oslo nach Bergen, welches mich mit strahlendem, völlig untypischem Wetter begrüßte. Ich checkte mein Gepäcke ein und da noch viel Zeit war, bis die Kabinen bezogen werden konnten, machte ich einen kleinen Bummel durch den in der Nähe des Hafens liegenden alten Stadtteil Sydnes.

Dann war es endlich so weit und ich ging an Bord, zuerst in die Kabine, Koffer auspacken und dann ein erster Rundgang, schauen ob noch alles an seinem Platz ist und die neu eingebaute Bar besichtigen. So nach und nach kamen immer mehr Passagieren an Bord und plötzlich hörte ich eine Stimme hinter mir, die mich auf Norwegisch begrüßte. Als ich mich umdrehte, sah ich eine alte Bekannte, die ich von meinen Weihnachtstouren her kenne. Das war ein Hallo. Bevor es aber los ging, gab es noch das leckere Bergenbuffet, einen wunderschönen Sonnenuntergang und 22:30 Uhr war Abfahrt.

 

Bildergalerie 1. Tag

17. April 2019

Am nächsten Morgen hatten wir immer noch fantastisches Wetter und unsere erste offene Seestrecke, Stadhavet, eine oft vom Sturm und Wellen geprägte Strecke, zeigte sich heute von seiner friedlichen Seite. Wir nähern uns Torvik, einem kleineen beschaulichen Hafen in einem Ort umgeben von Wiesen, Wäldern, dem Meer und Bergen. Hier liegen immer zwei riesige gelbe Schiffe im Hafen und es ist nicht viel Platz zum Anlegen an einem recht kurzen Kai. Die Brücke nutzt alle technischen und nichtelektronischen Hilfsmittel, die sie hat - Anker und Leinen, um anzulegen. Immer wieder faszinierend, zu erleben, mit welcher Präzision das geschieht. Weiter gehts nach Ålesund, dort werde ich auf den Aksla marschieren, das heißt 418 Stufen hoch zum Restaurant "Fjellstua" mit großer Ausichtsterrasse. Schweißtreibend aber es lohnt sich, zumal bei diesem Wetter.

Auf dem Weg nach Ålesund hatten wir aber erst noch das Vergnügen einem der neuesten Schiffe der Hurtigrutenflotte auf seiner Probefahrt zu begegnen. Die MS Roald Amundsen tauchte plötzlich auf und es wurde natürlich mit dem Typhon von beiden Seiten hin- und hergegrüßt. Ich muß sagen unsere Lady hat den schöneren Schiffshornsound, eindeutig!!! :) Die Roald Amundsen begleitete uns noch ein Stück aber nicht bis Ålesund.

Am Abend liefen wir dann noch Molde an. Dort hatten wir 45 min Liegezeit, die ich leider nicht komplett nutzen konnte, da unsere Abendessensitzung um 18:00 Uhr begann. Es reichte daher nur für einen kurzen Weg zum nächsten Supermarkt, um noch etwas zum Trinken zu kaufen. Das letzte Highlight des Tages war dann die Begegnung mit der südgehenden MS Nordnorge. Auch hier gewann die Lofoten mit ihrem Sound!

 

Bildergaleri 2.Tag

18. April 2019

Während viele Passagiere noch schlafen , legen wir um 6:00 Uhr in Trondheim an. Wir liegen zusammen mit der MS Trollfjord am Kai und wer will, kann dieses Schiff auch besichtigen. Ich ziehe es vor, nach dem Frühstück in die Stadt zu gehen und einen ausgedehnten Spaziergang zu machen. Um 12:00 ist Abfahrt, wir verlassen nach ca 2 Stunden den Trondheimfjord wieder und fahren weiter nordwärts. Bald kommt auch Norwegens meist fotografierter Leuchtturm Kjeungkjær Fyr ins Blickfeld. Als die Durchsage des Reiseleiters kommt, dauert es nicht lange und die fotowütigen Mitpassagiere stürmen die Nock, um Fotos zu machen. Der Spuk ist aber schnell wieder vorbei, nachdem der Leuchtturm passiert wurde und wir Nocksteher haben wieder unsere Ruhe ;). Da das Wetter immer noch schön und die See ruhig ist, fahren wir heute durch den engen Stokksund. Weiter gehts in Richtung Norden, wir kreuzen die Folda, auch eine offene Seestrecke, die sich heute ebenfalls von ihrer besten Seite zeigt. Bald sind wir in Rørvik und treffen hier die südgehende MS Kong Harald. Auch dieses Schiff kann besichtigt werden, aber man sollte immer die Zeit im Auge behalten, denn man hat nur ca 20 min Zeit dafür. Es ist immer wieder faszinierend die unterschiedlichen Reaktionen der Reisenden des anderen Schiffes zu hören. Da kommt alles von "Oh, Gott wie kann man nur" bis zu "Beim nächsten Mal fahren wir mit DEM Schiff".

Die MS Lofoten leget als erstes ab und wir setzten unsere Reise in den Norden fort. Reisende der Kong Harald berichteten von Sturm im Norden, na mal sehen, was uns da erwartet.

 

Bildergaleri 3. Tag

19. April 2019

Heute am zeitigen Morgen werden wir den Polarkreis überqueren, daß heißt früh aufstehen. Natürlich wollen alle Passagiere dabei sein und als es dann soweit ist und die Durchsage kommt, hat unser Schiff für kurze Zeit Schlagseite.

Ein paar Minuten später ist der Spuk wieder vorbei und nur die Hartgesottenen stehen noch draußen.


Am späten Vormittag findet dann auch die übliche Polarkreiszeremonie mit allem Gaudi und Gedöns statt. Der Gewinner des Polarkreisüberquerungstippwettstreits wird bekanntgegeben und darf sich seine Kelle voll Eiswürfel in die Unterwäsche kippen lassen. Wenn man nur zuschaut, ist das wirklich lustig, was manche da für Gesichter ziehen.

Mittags sind wir in Bodø und haben 2,5 Stunden Zeit etwas zu unternehmen. Da Ostern ist und demzufolge alle Geschäfte in der Stadt geschlossen haben, beschließe ich auf einen der umliegenden Berge zu wandern. Ich frage etwas herum, ob noch jemand mitkommen will und zum Schluß machen wir uns zu viert auf die Socken. Es hat zum Glück kurz vor Bodø aufgehört zu regnen, so daß wir trocken bleiben und dazu noch eine relative gute Sicht von oben auf die Stadt haben. Die Wanderung dauerte ca 2 Stunden, mit einigen Pausen zum Schauen und Fotografieren. Hat Spaß gemacht und ich hab wieder etwas Neues entdeckt. Nachdem wir Bodø verlassen haben, beginnen wir den Vestfjord in Richtung Lofoten zu überqueren und hier bekommen wir zum ersten Mal die Auswirkungen des vor ein paar Tagen durchgezogenen Sturms zu spüren. Es schaukelt während des Abendessens ganz schön und ein paar Gäste verlassen fluchtartig den Speisesaal. Mir gehts Dank Ingwerteetherapie in den letzten Wochen vor der Reise gut und das Essen schmeckt wie immer hervorragend. Manchmal mußte man sich allerdings entscheiden, was man zuerst festhalten soll...natürlich immer das Getränk. Da fällt der Geburtsfehler, nämlich nur zwei Hände zu haben, so richtig auf. :-)

Nach 3,5 Stunden haben wir die Überquerung hinter uns und legen in Stamsund, nordgehend der erste Hafen auf den Lofoten, an. Hier gehe ich von Bord und mache den Ausflug "Höhepunkte der Lofoten" mit. Ich war zwar schon mit dem Auto im Urlaub hier aber erstens im Sommer und zweitens ohne Reiseführer. So erfahre ich doch das eine oder andere Detail, welches ich noch nicht kannte und nach kurzweiligen 2,5 Stunden über die Inseln der Lofoten gehen wir in Svolvær wieder an Bord. Doch der Tag ist noch nicht vorbei, denn wir fahren gleich noch durch den Raftsund und am Trollfjord vorbei. Ein langer, schöner und erlebnisreicher Tag geht nun zu Ende.

 

Bildergaleri 4. Tag

20. April 2019

Ein neuer Tag beginnt, wir liegen im Hafen von Harstad, wo man eigentlich eine Stunde Zeit hat aber es ist erst 6:45 Uhr und ich hab Urlaub und außerdem keine Lust aufzustehen. Macht nix, in Harstad war ich auch schon, also nix verpaßt. Nach dem Ablegen treffen wir die MS Nordlys und fahren an der wunderschönen Trondenes Kirche vorbei. Kurz vor Mittag sind wir in Finnsnes und ich sprinte schnell in den nächsten Supermarkt, um mir noch etwas Wasser zu kaufen. Weiter gehts in Richtung Norden, das Wetter ist wieder traumhaft, das Wasser ist teilweise spiegelglatt und wir haben tolle Wolken am Himmel. Am frühen Nachmittag haben wir Tromsø erreicht, wo ich mich für die Stadtrundfahrt angemeldet habe, denn da ist eine Fahrt auf den Hausberg von Tromsø inklusive und bei dem schönen Wetter hat man von dort oben bestimmt eine tolle Aussicht. Wir sitzen im Bus und warten, daß der Ausflug starten soll, da kommt die Meldung, daß der Lift wegen zu viel Wind geschlossen ist und wer vom Ausflug zurücktreten will, kann das jetzt tun. Schade, zu blöd aber auch! Nächstes Mal, muß ich halt nochmal wiederkommen. Dann bleibst bei einem Stadtbummel und dem obligatorischen Besuch der Mack-Bierhallen. Auch schön. Am Abend wieder eine Schiffsbegegnung mit der MS Nordkapp und dann gehe ich heute mal etwas zeitiger schlafen.

 

Bildergalerie 5. Tag

21. April 2019

Die Landschaft sieht heute ganz anders aus, als in den letzten Tagen. Man merkt, daß man im hohen Norden ist, die Landschaft wird karger und etwas rauher. Mein erster Hafen heute morgen ist Havøysund - in Hammerfest waren wir schon um 5:15 Uhr aber das war mir viel zu zeitig, um an Land zu gehen. Deshalb nutze ich die halbe Stunde, um mir in Havøysund an Land die Beine zu vertreten und ungewöhnliche Sachen zu fotografieren :-). Kurz nach der Abfahrt findet die Zusammenkunft für die Passagiere, die in Kirkenes von Bord gehen, statt und da bin ich leider auch dabei. Aber noch ist es ja nicht soweit, erst mal noch diesen Tag genießen! Kurz vor Mittag sind wir in Honningsvåg. Die meisten Gäste verlassen das Schiff um zum Nordkapp zu fahren, entweder mit dem von Hurtigruten angebotenen Ausflug oder auf eigene Faust. Zur gleichen Zeit fährt nämlich auch ein Regionalbus zum Nordkapp, gleiche Zeit, gleiche Rute nur nicht gleicher Preis. Dreimal dürft ihr raten, welcher Ausflug preiswerter ist. ;-) Man wird sogar am Kai vom Busfahrer des Linienbusses in Empfang genommen mit einem Schild "Linienbus zum Nordkapp" und ist außerdem, wie mit Mitreisende erzählten, noch ca 20 Minuten eher da und damit zu dieser Jahreszeit alleine am Globus.

Ich mache mich zu Fuß auf in den Ort, ich möchte zu einem Strand und Steine sammeln. Die Steine sind so glatt geschliffen, daß sie sich richtig weich anfühlen. Diese Steine verschenke ich dann später an Bord und die meisten schauen mich erst ganz verdattert an, wenn ich sie frage, ob sie einen weichen Stein haben möchten. Doch wenn sie den Stein dann in den Händen haben, setzt Erstaunen ein, daß sich ein Stein doch weich anfühlen kann. Wärend ich so am Strand herumlaufe, mit der Nase auf dem Boden fängt es ganz leicht an zu regnen und plötzlich sehe ich aus dem Augenwinkel, daß mit jemand anlächelt. Na denk ich, dann lächel mal zurück.

Während die meisten Passagiere an Land unterwegs sind, hat die gesamte Mannschaft der MS Lofoten ein Übung an Bord. Heute bricht auf dem Schiff ein Feuer aus, alle Passagiere müssen evakuiert, die Kabinen kontrolliert, die Rettungsbote zu Wasser gelassen und das Feuer muß  gelöscht werden. Ich bin rechtzeitig wieder an Bord, um mir das alles, in gebührendem Abstand natürlich, anschauen zu können. Ist schon interessant, sowas mal zu sehen und das Gefühl zu haben, daß die Mannschaft im Ernstfall weiß, was zu tun ist. Kurz nach Beendigung der Übung kommen dann auch so langsam alle von ihren Ausflügen zurück und wir setzten unsere Reise fort.

Hier oben gibt es einige Vogelinseln, wo u.a. Papageientaucher, Trottellummen und andere artische Vögel brüten und die kann man vom Schiff aus gut beobachten und hat viel Spaß dabei. Die Papageientaucher z.B. sind nicht die elegantesten Flieger und es kann schon passieren, daß so ein Vogel beim Starten an einer Welle hängen bleibt und dann wie ein Pingpong Ball ein paar mal auf das Wasser klatscht, ehe er in der Luft ist. Bevor wir in den Fjord in Richtung Kjøllefjord einbiegen, kommen wir an der Finnkjerka vorbei, eine Steinformation die an eine Kirche erinnert und für die Sami ein heiliger Ort ist.

Kurz vor Kjøllefjord sahen wir dann sogar noch den Blas von einem Wal. Der Wal selber wollte sich nicht zeigen und das Wasser war zu unruhig um das Tier aus der Ferne ausmachen zu können, aber ein Erlebnis war es trotzdem.

Der obligatorische Abschluß dieses Tages war dann das Ablegemanöver in Berlevåg, ein kurzer am Ende abgerundeter Kai, wo sich die MS Lofoten im Rückwärtsgang an der Heckleine herumzieht, bis die Spitze des Schiffes fast wieder in Fahrtrichtung zeigt. Immer wieder genial, dabei zuzuschauen.

 

Bildergaleri 6. Tag

22. April 2019 - Ankunft Kirkenes

Nun ist es soweit, die Reise geht ihrem Ende entgegen. Den Koffer habe ich am Abend vorher schon gepackt. Ich deponiere ihn in den Kofferregalen an der Rezeption, damit er nicht zusammen mit den anderen Koffern auf den Kai gestellt wird, denn ich darf noch bis zum Mittag an Bord bleiben. Dann gehe ich ein letztes Mal frühstücken, sitze zusammen mit netten Leuten, die ich an Bord kennengelernt habe, wir gehen noch eine Runde im Hafen spazieren, spielen Karten und erzählen noch ein bißchen. Ich darf mich auch noch am Mittagsbuffet bedienen und dann wird es Zeit, ich muß mich von allen verabschieden und das Schiff verlassen. Ich stehe ganz alleine auf dem Kai, die Gangway wird weggenommen, die Leinen losgemacht, und ich schau der alten Lady mit einer Träne im Knopfloch hinterher. Ist schon ein komisches Gefühl auf der falschen Seite zu stehen. Sonst hab ich den Kai immer in der Ferne verschwinden sehen, doch nun verschwindet das Schiff und wird immer kleiner am Horizont.

Ich mach mich auf zum Thon Hotel, deponiere dort mein Gepäck und gehe eine kleine Tour in die umliegenden Hügel von Kirkenes. Von dort hat man einen tollen Blick über die Landschaft und das Meer. Hab ich am Ende meiner Reise noch etwas Neues kennegelernt. Zum endgültigen Abschluß meiner Osterreise gönne ich mir ein 3-Gänge-Meny und ein Glas Wein. Es hat hervorragend geschmeckt und gesättigt sowie mit vielen schönen Eindrücken und Erinnerungen trete ich meine Heimreise nach Oslo an.

 

Bildergalerie 7. Tag